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Roswitha und Wolfgang Jäger schufen in Deutschland und Frankreich die Skulptur »Versöhnung«

Steine aus dem Weg geräumt

VON CHRISTINE DEWALD

ST. JOHANN/THÉNEZAY. Es liegen tausend Kilometer zwischen der Gemeinde St. Johann und ihrer Partnerkommune Thénezay. Es lagen viele Steine zwischen den Leuten hier und dort, in Deutschland und Frankreich. Jahrelang, jahrzehntelang haben viele Menschen daran gearbeitet, die Steine zwischen den früheren Erzfeinden aus dem Weg zu räumen. Diesem Werk der Versöhnung haben zwei Künstler aus St. Johann jetzt ein Projekt gewidmet: Roswitha und Wolfgang Jäger schufen in Deutschland und in Frankreich die Skulptur »Versöhnung«.
Es liegen viele Steine zwischen hier und dort. Gebirgeweise. Von vielen Bergen, aus vielen Steinbrüchen haben Roswitha und Wolfgang Jäger Steine gesammelt: auf der Alb, im Schwarzwald, im Elsass, im französischen Jura oder in der Auvergne. Graue Steine, weiße, rötliche, gelbe. Mit dem Anhänger waren sie Ende August in die französische Partnerge-meinde gereist, ihre Idee im Gepäck. Und viele Steine.

»Sie haben die Steine für ein friedliches Europa neu behauen.

Der Geologe Dr. Bernhard Lang, Mitglied im Freundeskreis St. Johann/Thénezay, hat das Ehepaar Jäger über Gesteinsschichten in den beiden Ländern informiert und beraten bei ihrer Suche nach dem geeigneten Material für die »Versöhnungs«-Skulptur. Heute sind die grauen und roten, glatten und rauen Steine aus zwei

 

 

 

 

 

 

 

 

Ländern in Metallkörben zu Skulpturen von Menschengröße geschichtet. Eine davon steht im Park der Landeszentrale für politische Bildung in Bad Urach. Die andere ist in der vergangenen Woche auf dem Marktplatz in Thénezay fertig gestellt und in einer kleinen Feier mit dem Partnerschaftsverein ihrer Bestimmung übergeben worden. In ihrer unterschiedlichen Beschaffenheit, Farbe und Größe - eng nebeneinander und übereinander geschichtet, umschlossen durch den sicheren Korb - stehen sie für Menschen verschiedener Nationalität und Abstammung, wie Roswitha Jäger in einem Text zum Kunstprojekt schreibt: »Sie haben die Steine für ein friedliches Europa neu behauen, sich für die Völkerverständigung eingebracht ...«

»Wir haben die Idee, einmal etwas im Osten zu machen«

Sechzig Jahre sind vergangen seit dem letzten Krieg zwischen Deutschen und Franzosen. In dieser Zeit hat es viele Schritte aufeinander zu gegeben. Verständnis ist gewachsen, Versöhnung geglückt. Auch die Menschen in St. Johann wirken daran mit. Seit 1992 bestehen die Kontakte zwischen den beiden Gemeinden, die eine auf der Alb, die andere nicht weit von der Atlantikküste. Vor gut fünf Jahren ist aus der Freundschaft eine Partnerschaft geworden. Bis es soweit war, waren auch auf den örtlichen Ebenen Steine aus dem Weg zu räumen: große und kleine Steine der Vorbehalte, wie Roswitha Jäger schreibt. Die Versöhnung und Völkerverständigung als langer, steiniger Weg - das ist ein Thema, das die beiden St. Johanner Künstler weiterhin fasziniert. »Wir haben die Idee, einmal etwas im Osten zu machen«, berichtet Wolfgang Jäger. (GEA, Sept. 2005)