jaeger-arts

ZIVIL -
Zeitschrift für Frieden und Gewaltfreiheit
Dossier VERSÖHNUNG -
Vergeben statt vergelten

Aus dem Weg geräumt

Eine Doppelskulptur mit dem Titel „Versöhnung“ hat das Künstler-Ehepaar Jäger aus der Württemberger Gemeinde St. Johann geschaffen: Steine aus verschiedenen Regionen Deutschlands und Frankreichs wurden zu zwei Stelen zusammengetragen. Eine davon wurde am Fuße der Schwäbischen Alb, in der Kurstadt Bad Urach aufgestellt, die andere in der französischen Partnerstadt Thénezay. Steine, so die Künstlerin Roswitha Jäger, hatten als Baustoffe unserer Väter und Großväter eine große Bedeutung. Aus ihnen wurden Häuser, Burgen, Wege, aber auch Grenzwälle, Bunker und Mahnmale erstellt. „Die Kriege der letzten Jahrhunderte aber haben nichts als Steinwüsten hinterlassen.“ Um Neues auf verbrannter Erde zu gestalten, mussten Menschen in beiden Ländern viele „Steine aus dem Weg räumen“. „Die größte Kraftanstrengung“, so die Künstlerin, lag dabei „beim Wegräumen der ‚Steine in den Köpfen‘ der Menschen“. Bewusst wurden von den Künstlern Steine aus verschiedenen Regionen der Länder gesammelt, die ganz unterschiedliche Beschaffenheiten, Größen und Farben zeigen. „Eng nebeneinander und übereinander geschichtet - umschlossen durch den sicheren Korb - stehen sie für Menschen verschiedener Nationalität und Abstammung.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Mit ihrer Aktion möchte das Ehepaar das große Versöhnungsprojekt der Städtepartnerschaften zwischen Deutschland und Frankreich mit künstlerischem Leben füllen. „Die Hoffnung ist, dass eine Aussöhnung zwischen den Menschen und Völkern unserer Erde keine Utopie bleibt“, so Roswitha Jäger. Wer sich dieser Hoffnung anschließen will, der kann beim Besuch der Skulpturen einen eigenen Stein dazulegen - entsprechend der jüdischen Tradition am Grabstein - als Zeichen der Trauer und der Hoffnung.

Werner Schulz Ausgabe 5, 2005